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ZAMG Interview Teil 2: Klimawandel und Wetteranzeichen

Für welchen Zeitraum ist eine Wettervorhersage wirklich sinnvoll?

Die Zuverlässigkeit einer Prognose kann von Fall zu Fall sehr unterschiedlich sein. Es gibt Wetterlagen, da kann man sich trauen, das Wetter für eine ganze Woche vorher zu sagen. Etwa bei einem Megahoch über Mitteleuropa. Und dann gibt es die „gemeinen“ Wetterlagen, wie etwa die Westwetterlagen oder solche, wo der Föhn sein Händchen im Spiel hat. Da tut man sich oft schon bei der Prognose für den nächsten Tag schwer. Im Schnitt gilt aber die Regel: Heute und morgen lassen sich sehr gut vorhersagen. Tag 2 und 3 im Regelfall auch, solange man nicht zu sehr ins Detail geht. Danach lässt sich oft bis etwa Tag 7 ein guter Trend geben. Also in der Art: „Es bleibt die Woche über unbeständig und zu kühl.“ Über diesen Wochenzeitraum hinaus ist selten eine seriöse Vorhersage möglich.

Das Wetter findet immer häufiger den Weg in die Berichterstattung. Nehmen wir dadurch alles einfach nur anders wahr als früher?

Maschine Wetter Gerät Messen
Wettermessstation auf der Rudolfshütte.

Die Globalisierung ist natürlich mit ein Grund, warum heute in den Medien regelmäßig über Wetterkapriolen berichtet wird und wir praktisch täglich mit Extremen konfrontiert werden. Früher hat man einfach von Hochwassern in Asien, Muren in Kanada und Katastrophen in anderen Teilen der Welt nichts gehört. Außerdem glaube ich, dass auch das Freizeitverhalten sensibler bezüglich des Wetters geworden ist.

Jeder will seine Freizeit effizient nutzen und dazu gehört auch das passende Wetter. Entsprechend hat die tägliche Wetterprognose an Bedeutung gewonnen. Wetterfrösche werden heute fast schon zu Medienstars. Als ich in den späten 80ern studiert habe, waren wir in diesem Jahrgang am Meteorologieinstitut nur zu dritt und wurden von Freunden und Bekannten ob unserer kuriosen Studienwahl belächelt. Heute fangen allein in Innsbruck jährlich über 100 Leute das Meteorologiestudium an – auch das ist ein Zeichen dafür, dass die Wettervorhersage boomt. Das Wetter ist in aller Munde.

Stichwort Klimawandel: Wandelt sich das Klima auf lange Sicht tatsächlich und ist auch der Mensch darin verwickelt?

Unter dem überwiegenden Teil der Meteorologen herrscht hier Einigkeit: Ja, die Temperaturen steigen und ja, der Mensch ist zumindest mit schuld daran. Wer das bezweifelt, hat schon länger keinen Gletscher mehr besucht – so er nicht schon weggeschmolzen ist. Weniger eindeutig ist der Trend beim Niederschlag oder bei den extremen Wetterlagen. Die Häufung an sogenannten „hundertjährlichen“ Hochwasserereignissen in den letzten Jahren unterstützt aber die Vermutung, dass Wetterextreme tendenziell zunehmen. Dies macht auch meteorologisch Sinn, denn in einer immer wärmeren Luft kann auch immer mehr Wasser transportiert und bei Unwettern auch wieder ausgeregnet werden.

Gibt es sowas wie Wetteranzeichen, die man beachten sollte?

ZAMG Zentrale
Die ZAMG-Zentrale in Wien.

Wetteranzeichen gibt es genügend, die auch gerne in Wetterbüchlein beschrieben werden. Tatsache ist, dass viele davon – wie auflebender Wind, fallender Luftdruck, Morgenrot als Schlechtwetterbot – auch andere Ursachen haben können und nicht unbedingt Vorzeichen von Schlechtwetter sein müssen. Die beste Absicherung ist immer noch, sich im Vorfeld einer Tour ausreichend über das lokale Bergwetter zu erkundigen sowie eine passende Ausrüstung und Zeitplanung.

Die Planung sollte sich nach der Wetterprognose richten. Während einer Tour sollte man regelmäßig die Wolkenentwicklung im Auge behalten und Möglichkeiten für einen Rückzug vorsehen.

 

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