pitztal glacier trail
© Philipp Reiter

Pitztal Glacier Trail: Durch die Augen des Zweitplazierten

Salomon Athlet Martin Schedler im Interview

Mit 5:15:37 Stunden setzte sich Salomon Athlet Martin Schedler beim Pitztal Alpine Glacier Trail P42 an die zweite Stelle. Im Interview erzählt er Details über die Teilnahme und was es bedeutet, eines der härtesten Trailrunning-Rennen überhaupt zu laufen.

Welche Distanz bist du gelaufen und warum?

Ich bin dieses Jahr den P 42 Rifflsee-Marathon gelaufen. Ich war ursprünglich für die längste Distanz gemeldet, aber musste aufgrund privater Dinge auf die 44 Kilometer und 2.500 Höhenmeter umdisponieren. Im Vorjahr bin ich die längste Distanz gerannt.

Hat dir die Teilnahme aus dem Vorjahr für heuer geholfen?

Auf jeden Fall. Ich bin letztes Jahr das erste Mal beim Pitz Alpine Glacier Trail gestartet. Da musste ich die Strecke erst kennenlernen. Ich bin einen Tag davor einige Teile davor abgelaufen. Heuer kannte ich die ganze Strecke, weil der P42 Teil des P100 ist. Das ist beim Trailrunning ein großer Vorteil. Man weiß ganz genau, wo die Anstiege und schwersten Stellen sind und kann sich diese sehr gut einteilen. Es ist auch wichtig zu wissen, wo die Verpflegungsstellen und vor allem wie die Passagen dazwischen sind.

Hast du andere nach ihren Erfahrungen gefragt?

Eigentlich nicht, nein. Weil bei so einem Rennen jeder die Strecke anders empfindet. Es nützt nichts, wenn jemand erzählt, dass ein bestimmter Abschnitt schwer ist, wenn er das für dich vielleicht gar nicht ist.

Pitztal Glacier Trail
© Philipp Reiter
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Was packst du in deinen Rucksack für ein Event wie dieses?

Die Pflichtausrüstung gibt schon das meiste vor. Da ist etwa auch schon die Menge an Flüssigkeit dabei – oder das Handy. Wenn es so heiß zugeht wie heuer nehme ich gerne etwas mehr Wasser mit. Notfallausrüstung ist auch vorgegeben, aber auch hier gibt es noch etwas Spielraum. Es sind heuer einige umgeknickt, es macht also Sinn Tape und Wundverband mitzuführen. Für die Orientierung ist auch die GPS-Uhr essentiell. Und natürlich den Sonnenschutz keinesfalls vergessen! Sowohl Creme als auch ein Cap.

Wie lange vorher beginnst du mit den Vorbereitungen?

Bei mir ist die ganze Saison geplant. Eine spezielle Vorbereitung auf das Event hatte ich dieses Jahr nicht. Ich fange eigentlich schon im Frühjahr an mich vorzubereiten. Das muss man auch, wenn man hier über die Langdistanz geht. Auch die Testwettkämpfe kann man entsprechend ausrichten und im Juni und Juli die letzten Feinheiten machen.

Was geht am Start durch deinen Kopf?

Es geht erst ganz kurz vor dem Startschuss wirklich los mit dem Renn-Feeling. Davor versuche ich noch Smalltalk zu führen mit den Leuten rundherum. Viele kennen sich untereinander. Manche habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Das alles lenkt ganz gut ab.

Was hast du in den letzten zwei Stunden vor dem Startschuss gemacht?

Ich bin etwa zwei Stunden vor dem Start aufgestanden und habe mein Müsli gefrühstückt. Auch wenn das etwas knapp erscheint, mache ich das oft so. Dann habe ich meine Ausrüstung überprüft und Trinkflaschen gefüllt. Ein letztes Mal wird dann noch die Strecke am Plan gecheckt. Das hat natürlich alles seinen Sinn, aber in Wahrheit will man sich dadurch auch etwas ablenken. Man weiß ja vorher nie, ob alles gut gehen wird.

Bleibt auch Zeit die Natur wahrzunehmen und sich ein Bild der Landschaft zu machen?

Absolut! Das finde ich gerade das Besondere an solchen Veranstaltungen wie dem Pitz Alpine Glacier Trail. Ich hatte auf der Strecke ständig wechselnde Naturbilder vor mir und bin in kein zwanghaftes Denkmuster verfallen. Die Zeit vergeht extrem schnell. Man ‚saugt‘ die Natur ganz intensiv auf und ist einfach frei. Die einzige Gefahr ist eher, dass man sich leicht ablenken lässt und dadurch die Konzentration verliert. Das hat bei mir schon hin und wieder in Stürzen geendet.

Was passiert wenn du an einer einsamen Stelle auf andere Läufer triffst?

Sowas ergibt sich immer wieder. Wenn das Tempo passt, schließe ich mich an und rede ein wenig mit ihnen. Man kämpft gemeinsam. Meistens passiert das bei den ersten zehn, 15 Kilometern. Da passieren auch schöne Dinge, wie dass man sich gegenseitig motiviert und einen positiven Spruch loslässt. Ich habe das auch dieses Mal oft erlebt, auch mit Wanderern.

Wie haben dich die unterschiedlichen Phasen des Rennens beschäftigt?

Am Anfang ist alles noch etwas lockerer, doch die Gedanken verändern sich während des Rennens. In den letzten Kilometern hatte ich zum Beispiel stärker mit mir zu kämpfen. Aber umgekehrt gibt es dann auch immer diese Euphorie gegen Ende des Rennens, wenn es nicht mehr weit bis zum Ziel ist. 

Hattest du unter dem Rennen Motivationsschwierigkeiten oder hast du die Teilnahme in Frage gestellt?

Ja, solche Momente gibt es immer wieder. Wenn man etwa erst auf der Hälfte der Strecke ist und sich vorstellt, was noch alles vor einem liegt. Da hab ich teilweise schon geflucht über die Strecke. Manchmal muss man auch über sich selber lachen. Ich war auch schon öfter unglücklich im Ziel und habe zwei Stunden später das nächste Event geplant. So ist das eben, ein Ultra ist immer ein Auf und Ab.

Was ist gefühlsmäßig die schwierigste Stelle – körperlich und emotional – beim Pitz Alpine Glacier Trail?

Bei den 100 Kilometern ist der Anstieg zur Kaunergradhütte der schwierigste Teil. Da hat man etwa die Hälfte hinter sich und dann wird es extrem technisch, auf Matsch und Geröll.

Ist der Zieleinlauf das größte „Hoch“?

Das muss nicht immer sein, manchmal ist man auch total fertig und hat während des Rennens ein viel größeres Hoch erlebt.

Was hast du dieses Jahr während des Zieleinlaufs beim Pitz Alpine Glacier Trail empfunden?

Dieses Mal war es ganz besonders, weil ich mit meiner Tochter auf dem Arm eingelaufen bin.

Und wie sahen die drei Stunden danach aus?

Ich habe einfach nur getrunken und mich hingesetzt, das war ganz wichtig. Dann noch was essen und dann kommt der beste Teil: das Genießen.

Was macht den Pitz Alpine Glacier Trail für dich so besonders?

Es ist mit Sicherheit eine der schwersten Strecken, die ich jemals gelaufen bin. Und das macht mich schon stolz, dass ich den Kurs bewältigt habe. Weil es ja wirklich eine große Herausforderung ist. Die zwei Alleinstellungsmerkmale sind sicher die atemberaubende Landschaft und die technische Schwierigkeit.

Interessiert dich das Drumherum des Events wie EXPO, Ess-Möglichkeiten usw.?

Das Symposium finde ich super. Man kommt zusammen, trifft sich und erfährt jedes Jahr wieder was Neues durch interessante Vorträge. Auch der Festtag mit den Testangeboten am Rifflsee ist fantastisch.

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