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Red Bull 400: Markus Reich stürmt den Kulm

Sportalpen-Athlet Markus „Meex“ Reich versuchte sich am 18. August beim härtesten 400-Meter-Lauf der Welt. Das Red Bull 400 an der Skiflugschanze am Kulm in der Oststeiermark begeistert mit einer Toporganisation und einer unbarmherzigen Strecke.

Red Bull 400 – die härtesten 400 Meter der Welt

36 Grad steil, 36 Grad warm: Red Bull 400, nur für die härtesten unter der Sonne

Die zweite Auflage des Red Bull 400 in Bad Mitterndorf am Kulm lockte 3.000 begeisterte Zuschauer an die Skisflugschanze. 400 Starter, darunter ein Skisprung-Team mit Thomas Morgenstern und Andi Goldberger, duellierten sich an dem bis zu 36 Grad steilen und 36 Grad heißen 400 Meter Track. Der Streckenrekord von fünf Minuten und vier Sekunden wurde zwar nicht geknackt, an der Spitze ging es dennoch eng zu. Piotr Lobodzinski aus Polen bei den Herren und die Österreicherin Margit Egelseder durften sich am Ende über Platz eins freuen.

Red Bull 400 geizt nicht mit Reizen

Die Sponsoren wie SALOMON und SPORTS EXPERTS hatten eigene Staffelteams am Start: Hier Marketing- und „Sports Expert“ Christian Wass

Nach meiner kurzfristigen Absage bei der Premiere des Red Bull 400 im letzten Jahr war es  heuer endlich soweit. Viele Geschichten geisterten bereits im Voraus in der Gerüchteküche des Events herum. Allesamt positiv. Schon bei der Ankunft stellte sich heraus, dass nichts davon übertrieben war. Alle möglichen Getränke, Nudeln mit drei verschiedenen Saucen, Salat- und Obstbuffet, Nachspeisen und sogar ein Whirlpool (!) standen den Athleten zur Verfügung. Und das bei einem Nenngeld von weit unter 30 Euro. Was für eine Organisation!

Die unendliche Wand

Der erste Kampf fand also in meinem Gehirn statt. Nur nicht zu viel essen, dachte ich. Auch das Whirlpool würde warten müssen. Meine Konzentration galt vorerst dem Rennen. Natürlich wusste ich, dass das Red Bull 400 kein Kindergeburtstag werden würde. Die Wand (Auslauf der Schanze), die sich schon von Weitem scheinbar bis ins Unendliche erstreckte, schockte mich allerdings doch etwas. Ich war noch nie zuvor am Kulm oder einer anderen Skisprungschanze. Auch aus der Nähe wurde es nicht besser, geschweige denn flacher.

„Erfolg-Reich“ beim Red Bull 400

Goldig, aber stark: Wie gut Andi Goldberger im Saft steht hat er am Kulm bewiesen. Staffel- und Einzelstart. Kam nur 2 Plätze hinter Markus Reich ins Ziel. Respekt!

Die Sache wurde langsam heiß, im wahrsten Sinne des Wortes. In sengender Hitze stellte ich mich, zusammen mit den restlichen Teilnehmern, an die Startlinie am Fuß des Kulm zum Vorlauf. Im Gegensatz zum Finale führte der Vorlauf nur bis zum Schanzentisch. Die Sieger aller fünf Vorläufe sowie die 45 Zeitschnellsten würden es ins Finale des Red Bull 400 schaffen. Machbar, wie mir schien. Im Kopf hatte ich mir das Rennen schon ausgemalt. Locker anzufangen und gegen Ende „anzugasen“ war der Plan. Als der Startschuss fiel, hielt ich mich auch daran und stellte zu meiner Überraschung fest, dass ich kurz vor dem Ziel in Führung lag. Durch die enorme Steilheit hatte ich das ganze Rennen über nur die grüne Wiese im Blickfeld. Kurz vor Schluss wurde ich noch von einem Läufer überholt und beendete das Rennen als Zweiter.

Startprobleme beim Red Bull 400

Von London direkt an den Kulm: Österreichs Ausnahme Judo-Kämpferin Sabrina Filzmoser wurde hervorragende vierte

Die Freude im Ziel war riesengroß. Insgesamt lief ich die elftschnellste Zeit überhaupt. Ich konnte kaum glauben, dass alles so gut ging. Bis zum Finallauf hatte ich noch zweieinhalb Stunden Zeit für Regeneration und Buffet. Die Zeit verging wie im Flug und ehe ich mich versah, stand ich erneut hinter der Startlinie. Der Start selbst entpuppte sich als Nervenschlacht. Weil die Pistole klemmte, ließ der Schuss auf sich warten. Die Läufer sprangen vor und wieder zurück, in Erwartung auf den Knall. Ich beschloss, die Sache wie im Vorlauf anzugehen. Lockerer Start – schnelles Finish.

Red Bull 400: Ein Augenblick reicht zum Einknicken

Wenn Bilder mehr als Worte sprechen: Markus Reich erledigt

„Bumm“ – und das Red Bull 400 begann. Schon die Treppen beim Vorbau ließen mich jeden Muskel spüren, dabei hatte das Rennen noch nicht einmal richtig angefangen! Griff um Griff hantelte ich mich die Schanze hoch, die grüne Wiese immer fest im Blick. Meinen Puls hörte ich bis in den Kopf, der Mund war staubtrocken, die Zunge klebte am Gaumen und die Lungen brannten. Keine guten Voraussetzungen. Ich riskierte einen Blick Richtung Ziel – ein Fehler! Die Entfernung zum Endpunkt ließ mich einknicken. Noch einmal alle Reserven aktiviert, schleppte ich mich ins Ziel. Ergebnis: Platz 26, der Kulm war besiegt.

Der Blick von oben entschädigte aber schnell für die Schmerzen. Eine unglaubliche Kulisse. Das Event hat viel Spaß gemacht und wird mich auch nächstes Jahr wieder sehen. Dann nehme ich mir allerdings Zeit für die Afterparty des Red Bull 400!

Euer Meex