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Wüstenmann Reini Schager im Interview

Reinhold „Reini“ Schager hat erst vor sechs Jahren mit dem Sport begonnen. Seit seinen ersten Schritten entwickelte sich der Läufer zum Ausdauer-Phänomen. Für sein größtes Projekt zieht es ihn 2014 in die Wüste.

Reini beim „härtesten Wettlauf der Welt“

Schon jetzt hat Sportalpen-Zuwachs Reini Schager einiges vorzuweisen: Der 39-Jährige landete zweimal in den Top 5 des Mozart100, gewann das Race Across Burgenland und läuft regelmäßig den ganzen Lungau ab. Für 2014 hat sich der Athlet aber eine Challenge gesetzt, die alles bisherige in den Schatten stellt. Sogar der Discovery Channel betitelte das Rennen als „toughest footrace on earth“. Der Marathon des Sables führt an sieben Tagen 230 Kilometer durch die Sahara. Doch bevor er in die Wüste geschickt wird, begleitet Sportalpen.com Reini bei seiner Vorbereitung.

Das Wort Langdistanz ist ein milder Ausdruck für deine Strecken- und Eventwahl. Was reizt dich an diesen Endlosläufen und wie kam es überhaupt dazu?
Nach dem Triumph des Race Across Burgenland.

Reini: Der Reiz liegt sicher in der Herausforderung. Mich interessiert einfach, wie weit ich körperlich gehen kann und wo meine Grenzen sind. Natürlich macht das Ganze auch einen riesigen Spaß.
Entwickelt hat sich das über die Jahre. Ich habe gemerkt, dass ich im Laufsport leicht vorankomme. Und so wurden aus drei Kilometern vor sechs Jahren irgendwie 218.

Wird das alles nicht irgendwann mal eintönig?

Eigentlich nicht. Es gibt schon Momente, wo ich mir denke: das ist jetzt ein bisschen langweilig – aber immer nur kurz. Man findet immer wieder etwas, das einen fasziniert. Ich habe mein ganzes Leben glaube ich nicht so viel gesehen, wie bei diesen Wettkämpfen. Auch von den Menschen her. Das ist schon super.

Hast du nicht Angst, das dein Körper irgendwann dagegen rebelliert?

Ich höre sehr genau auf meinen Körper. Aber das Gefühl dafür hat sich erst entwickeln müssen. Sowas wie Sorgen habe ich schon hin und wieder, aber das hilft mir das Ganze bewusster anzugehen. Vielleicht sollte ich auch öfter sportmedizinische Untersuchungen machen lassen. Vor dem Wüstenmarathon möchte ich das unbedingt machen.

Ohne diese Werte – wie legst du deinen Trainingsplan an?

Da geht sehr viel mit Gefühl. Ich richte das auf die Einheiten aus, die ich mache. Nach einer harten, langen Einheit versuche ich etwa mit einem Regenerationslauf die Erholung zu forcieren. Ich habe einiges gelesen, das ich für mich umgemünzt habe. Vielleicht könnte ich auch gar nicht nach einem normalen Trainingsplan vorgehen. Alleine schon wegen der Arbeit. Ich teile mir das so ein, dass es für mich passt. Das hat sich ganz gut bewährt bisher (lacht).

Auf deiner Facebook-Seite steht, dass du an Samstagen regelmäßig 51 Kilometer läufst. Kennst du den Lungau mittlerweile nicht schon auswendig?
Reini beim Mozart100.

(lacht) Ja, den kenne ich schon auswendig. Das mache ich aber „nur“ in der Wettkampfvorbereitung, also ein bis zwei Monate.
Da bin ich ungefähr jeweils fünf Stunden unterwegs und laufe durch die ganzen Dörfer im Lungau und über ca. 800 Höhenmeter.

2012 und 2013 bist du beim Mozart100 in den Top 5 gelandet. Mit der Zeit aus 2013 hättest du 2012 sogar gewonnen. Ärgert dich sowas?

Nein, eigentlich gar nicht. Ich war so glücklich über meine Platzierungen, damit habe ich vorher überhaupt nicht gerechnet.
Kurz darüber nachgedacht habe ich zwar schon, aber die, die vor mir waren, haben sich das auf jeden Fall verdient.

Deine Zeit konntest du in einem Jahr (trotz anspruchsvollerer Strecke) um über eine halbe Stunde verbessern und den Schnitt um fast 1 km/h. Wo willst du hin?

Ich möchte die Zeit auf alle Fälle noch ein- oder zweimal toppen! Ich weiß zwar nicht ob das schon nächstes Jahr nach dem Wüstenmarathon funktioniert, aber ich will auf jeden Fall mitlaufen.

Die Strecke kenne ich jetzt jedenfalls gut – das sollte helfen.

Du hast vor kurzem das „Race across Burgenland“ in 27,5 Stunden (218km) gewonnen – mit einer Stunde Vorsprung. Was machst du anders als die Konkurrenz?

Ich habe viel trainiert – auch mental – und habe mir das Rennen gut eingeteilt. Ich bin dann zum Beispiel schon einen Monat davor im Bett gelegen und habe alles durchgespielt. Es ist mir auch während des Laufes nie schlecht gegangen.

Motivation bei Kilometer 100? Kein Problem.
Was treibt dich etwa bei der Hälfte eines Ausdauerrennens noch an?

Da habe ich mir eher gedacht: Jetzt bin ich schon bei der Hälfte! Der Rest geht leicht. Die Zahl 218 habe ich auch nie wirklich im Kopf gehabt. Das ging immer Schrittweise. So habe ich in fünf Kilometer Einheiten die ganze Strecke bewältigt. Hin und wieder tauchen – vor allem in der Nacht – auch lustige Gestalten auf. Das lenkt ganz gut ab (lacht).

2014 steht der Marathon des Sables in der Sahara auf deinem Programm. Der Discovery Channel hat das Rennen zum „toughest footrace on earth“ ernannt. Wie kommt man auf die Idee, sich dafür anzumelden?

Das erste Mal habe ich davon gehört, als ich mit dem Sport gerade erst begonnen hatte. Damals war das natürlich eine Utopie und an eine Teilnahme nicht zu denken. Ich kann es eigentlich auch heute noch nicht wirklich glauben. Ich freue mich auf alles, was damit zu tun hat. Sogar auf den Moment, wo ich den Rucksack packe!
Die Herausforderung und das internationale Starterfeld alleine reichten mir eigentlich schon, um mich dafür anzumelden.

Wie trainiert man für ein Event, dass in einer der lebensfeindlichsten Gegenden der Welt stattfindet?

Für das Klima kann ich eigentlich nicht wirklich trainieren. Ich stelle mich jetzt zum Beispiel auch nicht in die Sauna. Das würde nicht viel bringen glaube ich. Beim Briefing wurden wir außerdem darauf hingewiesen, normal weiter zu trainieren. Was ich jetzt im Winter schon mache sind Tiefschnee- und Bergläufe um mehr Kraft aufzubauen. Außerdem kommt die Konsistenz des Schnees dem Sand sehr nahe.

Am schwierigsten wird die Abstimmung beim Training mit dem Rucksack zu finden sein. Zu wenig, und man bekommt in der Wüste Probleme. Zu viel Rucksacktraining und man verändert seinen Laufstil

Abgesehen von der Hitze, worin siehst du die größten Herausforderungen beim MdS?

Sicher bei der Ernährung. Man muss sich gut überlegen, was in den Rucksack soll. Rosinen, Magnesium und Studentenfutter sind auf jeden Fall dabei. Gut wäre es auch, jeden Tag warm zu essen. Aber da probiere ich gerade noch Dinge aus.

Hast du dir eine Zielzeit gesetzt?

Nein, das muss ich mir noch überlegen. Das hilft mir dann auch mich besser zu orientieren.