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Mein Weg zur Trail WM

Mit einer starken Leistung bei den Österreichischen Meisterschaften im Marathontrail qualifizierte sich Dynafit Trailhero Sebastian Falkensteiner im letzten Moment für die Trail World Championships in der Toskana.

Ein untypisch kurzer Weg

Eigentlich bin ich lange Wege gewohnt. Doch mein Weg zur Trail WM war ungewöhnlich kurz. Da ich mir beim Innsbruck Alpine Trailrunning Festival Ende April mit einem zweiten Platz die österreichische Meisterschaft im Trailrun für mich entscheiden konnte, wurde ich spontan für die Trail World Championships nachnominiert.

Die Vorbereitungsphase war dementsprechend kurz: Schon am 10. Juni warteten in der Toskana gut 50 Kilometer und 3.000 Höhenmeter auf mich und meine Teamkollegen.

Das Team Österreich in der Toskana.
Gute Stimmung im Team.

Rückschläge

Durch eine Verletzung wurde diese Vorbereitungszeit sogar noch weiter verkürzt. Bereits beim ersten Trailrunning-Training nach dem IATF zwang mich ein Stechen in der Hüfte dazu, das Training abzubrechen. Diagnose vom Arzt: Iliotibialband-Syndrom.

Dank vielem Dehnen, Drücken und Blackroll-Übungen stellte sich nach einigen Tagen allerdings eine leichte Besserung ein. Radfahren, Schwimmen und Läufe bis fünf Kilometer bestimmten mein Trainingspensum. Doch zwei Wochen vor der WM kam das Stechen zurück. Dieses Mal wurde im MRT eine Schleimbeutelentzündung und ein nebenliegendes Ödem festgestellt. Ich hatte die WM bereits abgeschrieben.

Das Blatt wendet sich

ÖLV-Delegationsleiter Michael Wolf bot mir dennoch an mitzufahren und das Event aus nächster Nähe zu erleben. Eine Chance, die ich mir nicht entgehen lassen wollte! Also fuhren wir zwei Tage vor dem Event nach Badia Prataglia, einem wunderschönen Ort im Osten der hügeligen Toskana.

Gemeinsam mit dem Team drehte ich ein paar lockere Runden um die Unterkunft und als ich nach fünf Kilometern immer noch schmerzfrei war, verdoppelte ich die Distanz. Das Blatt hatte sich gewendet! Ich meldete mich zum Start an – aufgeben konnte ich immerhin jederzeit.

Das WM-Rennen

Dann ging alles schnell: Eröffnungsfeier, Dopingkontrolle, Mannschaftsbesprechungen. Und plötzlich stand ich am Start des Rennens, mit mehr Kilometern und Höhenmetern, als ich in den letzten fünf Wochen insgesamt zurückgelegt hatte.

Ich begann mit einem für mich lockeren Tempo und leichten Schmerzen, doch bis zur ersten Labe nach zehn Kilometern lag ich gut im Rennen. Anstiege und Downhills liefen mehr oder weniger problemlos, bis auf einen kleinen Sturz, bei dem ich mir Schürfwunden zuzog. Das gab auch meinen Teamkollegen Michael Kabicher und Robert Gruber die Möglichkeit mich einzuholen und wir beschlossen, die zweite Hälfte des Rennens gemeinsam in Angriff zu nehmen.

Ein kurzer Weg mit Hindernissen zur Trailrun WM.
Sebastian überglücklich im Ziel.

Hartes Finish

Bereits ein paar Kilometer später begannen stärkere Schmerzen in den Waden und den Oberschenkeln – das fehlende Training machte sich bemerkbar. Wir mussten Michael ziehen lassen, der nach wie vor gutes Tempo machte. Es wurde immer schwieriger ins Laufen zu kommen, aber irgendwie überholte ich auf meiner „Wanderung“ immer noch Leute, die unsicher über die Trails torkelten.

Gegen Ende des Rennens wurde aber auch ich öfter überholt, unter anderem von Gerhard Schiemer, den ich ein paar Wochen zuvor noch abhängen konnte. Gemeinsam beschlossen wir auf den letzten Metern noch einmal alles herauszuholen und überquerten als 54. bzw. 55. die Ziellinie nach 5:19 Stunden. Ich war überglücklich, nicht nur mit dem Ergebnis, sondern damit, dass ich überhaupt antreten konnte. Vielen Dank an alle, die mir diesen Lauf ermöglicht haben!