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Die 3 Zinnen: Klettern auf den Spuren der Huber Buam

Die legendären 3 Zinnen! Auf den Spuren von Alexander Huber von den Huber Buam

Sportalpen Kletter-Athlet Raphael Keller berichtet über seine Erlebnisse bei den 3 Zinnen und über die Hasse-Brandler Route. Eine der Schwersten weltweit, die jemals free-solo geklettert wurden – von Alexander Huber!

Die 3 Zinnen, oder: sich mal „ansehen“, wo die Huber Buam so klettern

Mit meinem Kletterfreund Arthur Linder geht’s um 6 Uhr morgens in Innsbruck los. Das Ziel: die 3 Zinnen. 
Die 3 Zinnen, ein Gebirgsstock in den Sextener Dolomiten, liegen an der südlichen Grenze Südtirols, in der Nachbarschaft der italienischen Provinz Belluno.
In den 2,5 Stunden Fahrzeit bleibt genügend Zeit um die TOPO zu verinnerlichen.
Nach dem kurzen Zustieg versteht man, warum das ein „Spielplatz“ der Huberbuam ist.

Alexander und Thomas Huber: die Huber Buam auf unterschiedlichen Missionen unterwegs.

Die 3 Zinnen sind in der Kletterneuzeit unbestreitbar mit den Huber Buam verbunden.  Aber nicht als Team waren die beiden Brüder unterwegs, sondern jeweils einzeln. Aber nicht minder erfolgreich.
Thomas Huber bezwang Rotpunkt alle 3 Zinnen an einem Tag. Nur mit Klettern wäre diese Leistung nicht an einem Tag zu bewerkstelligen. Gekrönt wurde sein Vorhaben aber trotzdem. Die jeweiligen Abstiege legte er mittels BASE-Jumps zurück.

Sein Bruder Alexander schrieb sogar ein Buch über die 3 Zinnen. Und nicht nur das – er schrieb dort auch Geschichte!

Die Bellavista: Die weltweit erste Kletterroute im Schwierigkeitsgrad XI eröffnete Alexander Huber bei den 3 Zinnen

1= Demuthkante, 2= Alpenliebe, 3= Franzosenführe, 4= Schweizerführe, 5= Bellavista, 6= Pan Aroma, 7= Cassin /Ratti

Im März 2000 eröffnete Alexander Huber die erste alpine Kletterroute der Welt im Schwierigkeitsgrad XI – Die Bellavista! 
Bis heute gilt diese Route, die Alexander auch 2001 noch Rotpunkt bestiegen hat, als eine der schwierigsten überhaupt. 
2007 gelang ihm dieses Kunsstück erneut.
Die Pan Aroma wurde von ihm im selben Schwierigkeitsgrad direkt durch die Dachzone der großen Zinne gelegt.

Und wieder Alexander Huber: Die Direttissima (Hasse-Brandler) free solo –  Unsere Zielroute

2002 war es wieder Alexander Huber, der Geschichte in die große Zinne meißelte. 
Die Direttissima von Hasse und Brandler – damals die schwierigste Free-Solo-Besteigung weltweit. 
Genau diese Route stand auch bei uns am Plan.

Die Kleine Zinne als Vorbereitung am Tag 1

Um uns an den „Zinnenfels“ zu gewöhnen, haben wir uns für die Egger-Sauscheck Route an der Kleinen Zinne entschieden. Zwar nicht für gerade bombensicheren Fels und nur für mittelmäßige Absicherungsmöglichkeiten bekannt, schien sie uns doch ideal als Vorbereitung für die Direttissima an der Großen Zinne.
Speziell für mich, da ich eher auf kurzen, knackigen Routen zu Hause bin.
 Aber „Alpinfuchs“ Arthur ist für mich hier der ideale Partner.
Elf Seillängen, einige „Geschenke“ von oben und einer nicht sehr lohnenden Egger-Sauscheck später haben wir beide wichtige Erfahrungen sammeln können.
Somit konnten wir uns nach dem Abendessen (paketierter Reis) in unseren Kofferaum des Wagens schlafen legen.

Tag 2 und die Lektion, dass 5 Uhr morgens oft schon zu spät ist

Tagwache 5 Uhr, zwei, drei Bissen Brot, und ein letzter Material-Check, und schon sind wir nur die zweiten am Fels. 
Erste Erkenntnis: Doch nicht früh genug aufgestanden. 
30 Minuten nervöses Warten, hin- und hergehend vor einer imposanten, 500 Meter hohen Wand – die Große Zinne, Nordwand!

Geplante Rotpunkt-Besteigung und schon Probleme in der zweiten Seillänge

Als es endlich los geht, bin ich bereits in der 2. Seillänge sehr schlecht abgesichert im VII-er Gelände unterwegs. Ich hatte mich verklettert. 
Tiefes Durchatmen war nach dieser Passage, die ich sturzfrei hinter mich bringen konnte, angesagt.
Ich wusste gleich – um die geplante Rotpunkt-Besteigung zu schaffen, dürfen mir solche Fehler nicht mehr passieren!
Die weiteren Seillängen sind alle ca. im 7. Grad, jedoch durchaus fordernd.

Die gesamte Direttissima wurde von Alexander Huber saniert

1=Dibonakante, 2=Via Camillotto Pellesier, 3=Das Phantom der Zinne, 4=Hasse/Brandler (Direttissima), 5=Sachsenweg (Superdirettissima), 6=Comici/Dimai

Im Zuge der Vorbereitungen seiner unglaublichern Free-Solo-Begehung hat Alexander Huber die gesamte Hasse-Brandler-Route saniert. 
Zusätzlich zu den ca. 50 Jahre alten Normalhaken hat er an den kritischen Stellen neue Bohrhaken gesetzt.

Bevor man dann zu den Schlüssellängen kommt, erreicht man ein 1,5 Meter breites Band, von welchem aus man gut in den kleinen Überhang sieht, den man zu überwinden hat.

Der Schock: Nach der Schlüssellänge, schon vom bisherigen Aufstieg gezeichnet, tropft Wasser von oben

Von den vorigen Längen schon etwas gezeichnet, steige ich in die Schlüssellänge vor. Mit letzter Kraft rette ich mich zum Top dieser Länge. Geschafft!
Dann der Schock, von oben tropft Wasser auf meinen Kopf – Regen?
Nein, unter einem Überhang wäre das nur sehr, sehr schwer möglich! 
Es ist die nächste Seillänge, die uns wirklich Kopfzerbrechen bereitet. Sie ist komplett nass.
 In die Müdigkeit mischt sich jetzt auch noch Ernüchterung.

Die Qual der letzten Seillängen – Krämpfe am ganzen Körper

Raphael Keller in seinem Element – der junge Tiroler bevorzugt kurze, knackige Routen

Die letzten Längen werden zur Qual. Immer wieder Krämpfe am ganzen Körper und dann auch noch der Zeitdruck, da wir ja nicht pünktlich einsteigen konnten. 
Um ca. 19 Uhr stehen wir endlich am Ringband, es bleibt jedoch keine Zeit, den Durchstieg zu genießen. Wir haben maximal eine Stunde, um die 500m hohe Wand wieder runter zu kommen.

Der Abstieg – nicht wissen wo und keine Zeit mehr

Obwohl Arthur schon einmal auf der großen Zinne stand, kennen wir leider nicht den richtigen Weg nach unten. Wir müssen also suchen und suchen. Irgendwie schaffen wir es schlussendlich im letzten Tageslicht in eine kleine Schotterschlucht, die uns nach unten führt.

Wir haben es geschafft – und sind geschafft!

Zurück zum Auto ist es nur ein kurzer Marsch, aufgrund unseres halb verhungerten Zustands dauert die Fahrt zu der nächsten Pizzeria gefühlt umso länger.
Tief beeindruckt und ein wenig stolz stoßen wir auf unseren Durchstieg an – den Radler allerdings mit beiden Händen haltend! 

Und seither ist für mich Alexander Huber, noch viel mehr als zuvor, der beste Kletterer der Welt!

Euer Raphael!

 

Bildquellen: Creative Commons Lizenzen: Wikipedia, Frisia Orientalis (Titelbild) und Svíčková (Topos) und sportalpen.com

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