trailrunning stöcke von leki
© Jordi-Saragossa

Aufwärts mit Allradantrieb

Die Geschichte der Trailrunning-Stöcke von Leki

Trailrunning-Stöcke sind die jüngste Innovation im Laufsport. Die spannende Geschichte beginnt bei LEKI in den 80er Jahren und ist auch heute noch im stetigen Wandel. Ein Überblick der Historie.

Eine neue Disziplin wird geboren

Ich war beim ersten UTMB im Jahr 2003 in Chamonix nicht einmal dabei. Ich war zu dieser Zeit gerade in Chile“, sagt Laurent Ardito, langjähriger Coach von Xavier Thevenard, lachend. Es gibt trotzdem kaum einen besseren Experten, um die Geschichte von Stöcken im Trailrunning zu erzählen. „Ende der 80er Jahre verschmolzen drei Disziplinen zu etwas Neuem. Der Berglauf aus Südeuropa, die Abenteuer-Läufe wie z.B. der Marathon de Sables und die Ultra Running Kultur aus USA gingen in einer neuen Sportart auf. Trailrunning war geboren“, blickt Ardito zurück.

Bei den Adventure Races waren Stöcke seit jeher ein eher seltenes Hilfsmittel. Zudem sind viele der großen Ultra Läufe in den USA durch moderate Anstiege und gut ausgebaute Wege geprägt. „Im Berglauf in Frankreich, Italien und Spanien hatten die Stöcke aber schon immer ihren Platz“, erklärt Ardito. In den 80er und 90er Jahren wurden vorzugsweise Langlaufstöcke aus Aluminium verwendet. Sperrig und schwer, verglichen mit den Produkten von heute. Die technische Entwicklung steckte damals noch in den Kinderschuhen.

Ende der 90er Jahre setzt der Siegeszug des Carbons auch im Stockbereich ein und ersetzt die schweren Aluminiumschäfte. Anfang der frühen 2000er Jahre konnte man beobachten, wie immer mehr Läufer mit verstellbaren Trekking- oder Nordic Walking-Stöcken an den Start gingen. Selbst die teleskopierbaren Trekking-Stöcke hatten noch ein Packmaß von 70 cm oder mehr und standen bei den Athleten wie Antennen aus dem Rucksack. Der verstellbare LEKI Traveller Carbon wurde damals von Läufern wie dem Franzosen Sebastien Chaignaux im Wettkampf eingesetzt, obwohl es sich dabei eigentlich um einen Nordic Walking-Stock handelt. Der große Durchbruch gelang erst mit der Faltstocktechnik in den frühen 2010er Jahren.

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Micro-Trail-Race Stock
Der Micro Trail Race 2020.© LEKI

Ein großer Fortschritt

Damit wurde das Packmaß mit 37 cm nahezu halbiert und die Stöcke passten von heute auf morgen in jeden Rucksack. „Wir setzten uns damals zusammen und entschieden, dass wir erstmals einen Stock entwickeln wollten, der 100 Prozent auf die Anforderungen von Trailrunning Athleten ausgerichtet ist“, resümiert Olivier Dufour, Country Manager LEKI Frankreich.

LEKI kombinierte erstmals die Faltstock- mit der Shark-Technologie – einer einklickbaren Systemschlaufe, die gemeinsam mit Weltcup-Athleten im Langlauf entwickelt wurde. „Im nordischen Zielsprint benötigen die Athleten maximale Kraftübertragung und Vortrieb. Genau wie beim Trailrunning,“ so LEKI Produktmanager Christian Nordhaus. „Die Möglichkeit die Schlaufe schnell ein- und auszuklicken ist genau das was Trailrunner im Wechsel von Aufstieg auf Abstieg brauchen. Das muss 100 Prozent verlässlich funktionieren – sowohl bei Dunkelheit, Regen, Müdigkeit und Stress. Die Läufer müssen immer wieder rein und raus aus dem Griffsystem. Es geht um die perfekte Kombination von Kraftübertragung und schneller Bedienbarkeit. Genau das was unser Shark-System kann“, erklärt Christian Nordhaus.

Der erste Micro Trail Pro war geboren und bereits 2015 holte sich Xavier Thévenard mit dem legendären roten Stock seinen zweiten UTMB Sieg. Im gleichen Jahr entwickelte LEKI als erste Marke eine vollumfängliche Kollektion, die von der Ultra Distanz bis zum Vertical K alle Disziplinen des Trailrunnings bedient. Und das nicht ohne Grund: „Vor allem Athleten mit einem Hintergrund im Langlauf wie Xavier Thévenard und Luis Alberto Alzaga wussten von Anfang an die Vorteile von Stöcken zu schätzen und konnten damit auch technisch perfekt umgehen“, erzählt Michael Brechtelsbauer, verantwortlich für internationalen Vertrieb und Marketing bei LEKI.

Erfolgsstory Micro Trail Pro

Der Sieg von Thévenard hat bis heute eine große Bedeutung für LEKI: „Xavier hat uns in den Anfangstagen im Trailrunning enorm nach vorne gebracht. Er war der erste große Champion auf LEKI“, sagt Brechtelsbauer. Und die Erfolgsstory ging weiter. Der Micro Trail Pro ist heute ein internationaler Bestseller, mit dem Athleten Podiumsplätze auf der ganzen Welt erreichen. Zu Beginn lief das Thema Trailrunning im Wesentlichen über die Vertriebsorganisation in Frankreich. „Heute ist Trailrunning für uns mehr als nur ein Nischen-Segment und die Verkaufszahlen sind auf einem beachtlichen Niveau. Uns ist es wichtig die LEKI Rennsport-DNA sowohl im Winter als auch im Sommer leben zu können.“, erklärt Brechtelsbauer.

Trail Runningstöcke erobern Nordamerika

Um die Entwicklung in USA zu verstehen, muss man sich genauer mit der besonderen Laufkultur befassen. Dazu erklärt Tim Tollefson, Lavaredo-Sieger und LEKI-Athlet: „Die meisten US-Rennen finden im Gegensatz zu Europa in hügeligem Gelände statt, bei dem die Wetterlage meist gut vorauszusehen ist. Deshalb gibt es in den USA nicht viele Rennen, bei denen man auf eine große Zahl von Ausrüstungsgegenständen angewiesen ist.“ Allerdings gibt es gerade im Nordwesten der USA auch viele steile und technische Trailrunning Events, die denen in den Alpen Europas sehr ähnlich sind. Ein Beispiel dafür ist der Hardrock 100 über 160 Kilometer und 10.000 Höhenmeter. Außerdem werden viele US-Athleten auf die Verwendung von Stöcken aufmerksam, wenn sie bei europäischen Wettkämpfen teilnehmen. „2015 waren mein Freund Zach (Miller) und ich wohl die einzigen beiden Starter ohne Stöcke beim CCC. Während des Rennens erkannten wir, wie vorteilhaft die Stöcke für die anderen Läufer waren. Vor meiner Rückkehr zum UTMB 2016, nutze ich den gesamten Sommer für das Training mit Stöcken“, blickt Tim Tollefson zurück.

Pau-Capell trailstock
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Dylan-Bowman
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Kulturunterschiede

Sabrina Stanley, die Gewinnerin des Hardrock 100, erklärt sich diese Entwicklung folgendermaßen: „Trailrunning begann als etwas, was Menschen taten, um die Natur zusammen zu genießen. Mittlerweile gibt es eine zweite Welle von Läufern, die die Trails entdecken und dabei wettbewerbsfähiger und leistungsorientierter sind. Stöcke geben dir am Berg einen Vorteil. Jede Sekunde zählt und es wird jede Chance genutzt die Leistung zu steigern.“ In den letzten Jahren treten immer mehr Spitzenläufer aus Nordamerika auf dem europäischen Kontinent an.

Nicht nur der UTMB hat sich unglaublich internationalisiert. Auch die Podien bei anderen Spitzenrennen gehen an internationale Athleten. Besonders Athleten aus USA holen sich hier die Top-Platzierungen“, so Brechtelsbauer. Zuletzt konnte sich Katylyn Gerbin den ersten Platz und Dylan Bowman den dritten Platz beim Transgrancanaria 2020 sichern.

Bowman schildert seine Beobachtungen in Europa: „Beim UTMB benutzen fast 100 Prozent der europäischen Läufer Stöcke, während nur 60-70 Prozent der Amerikaner mit Stöcken laufen. Ich denke es gibt definitiv mehr Akzeptanz und Wissen über die Vorteile von Stöcken in Europa, da müssen wir noch aufholen.“ Das dieser Prozess funktioniert, beweist Kaytlyn Gerbin: „Als ich 2016 mein erstes 100-Meilen-Rennen gelaufen bin, schnappte ich mir Stöcke bei Meile 80 als meine Beine müde waren. Seit diesem Moment laufe ich bergige 100-Meilen-Rennen in den USA nur noch mit Stöcken.“ All diese Gründe führen dazu, dass sich mittlerweile auch in Nordamerika Stöcke als essentieller Teil der Ausrüstung durchsetzen.

Zusammenarbeit mit Spitzenathleten

Die Nähe zu Top-Athleten ist für uns Grundvoraussetzung um auch in der Entwicklung immer wieder Spitzenleistung zu bringen. Wir haben derzeit Prototypen bei den Besten der Besten im Test draußen. Zudem fragen wir auch in der Breite die Performance unserer Produkte und Technologien ab. Allein in der letzten Umfrage haben sich 34 internationale Spitzenläufer beteiligt“, erklärt Produktmanager Nordhaus. Die Athleten sind und waren für LEKI schon immer der Mittelpunkt bei der Entwicklung von Innovationen.

Durch das Feedback der Top-Athleten wird jede noch so Kleinigkeit optimiert. An den LEKI-Stöcken loben die meisten Athleten vor allem das Shark System. Xavier Thévenard meint: „Durch die Schlaufe habe ich eine direkte Verbindung zwischen Hand und Stock, sodass ich eine bessere Kraftübertragung habe. Wenn ich die Stöcke nicht brauche, kann ich schnell herausklicken und die Segmente zusammenfalten.“

Dieses Feedback bestätigt auch der UTMB Sieger 2019 Pau Capell: „Das Shark System ist der einfachste Weg meine Stöcke im schwierigen Terrain zu kontrollieren. Wenn du gewinnen möchtest, dann muss jedes Detail perfekt passen.“ Für Laurent Ardito spielt das Gewicht beim Trailrunning eine große Rolle: „Wenn du 24 Stunden unterwegs bist, machen schon 20 Gramm einen Riesenunterschied.“ Im Bereich Gewicht und Innovationen hat LEKI noch einiges vor. „Wir sind im Kern ein Technologie-Unternehmen und werden in den nächsten Jahren Innovationen vorstellen, die speziell auf die Anforderungen der Trail Läufer zugeschnitten sind“, verrät Brechtelsbauer. Die Entwicklungen für die Zukunft fokussieren sich ganz klar auf Gewichtsreduktion bei gleichwertiger Performance. Zudem zielt LEKI auf eine noch intuitivere Bedienbarkeit. „Unsere Prototypen sind zwar draußen unterwegs, allerdings müssen sich unsere Kunden noch etwas gedulden. Bei LEKI planen wir mit vergleichsweise langen Testphasen, da wir zu 100 Prozent sicherstellen, dass unsere Produkte bis ins Detail ausgereift sind. So schnell wir am Berg sind, so gründlich sind wir in der Entwicklung“, erklärt Christian Nordhaus augenzwinkernd.

Christian-Nordhaus

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